Flucht & Geflüchtete
Flucht ist das schnelle Verlassen eines Ortes, um sich vor lebensbedrohlichen Gefahren wie Krieg, Gewalt oder Verfolgung zu schützen
Definition
Flucht bezeichnet die erzwungene Flucht aus der eigenen Heimat, wenn Menschen aufgrund von Krieg, Gewalt, Verfolgung oder anderen existenziellen Bedrohungen nicht mehr sicher dort leben können. Im Gegensatz zur freiwilligen Migration handelt es sich bei Flucht um eine meist dringliche Reaktion auf eine akute Gefahr, bei der Schutz und Sicherheit im Ausland gesucht werden. Flucht ist ein komplexer Prozess, der oft mehrere Stationen umfasst und rechtlich durch internationale Abkommen wie die Genfer Flüchtlingskonvention geschützt ist. Flüchtlinge sind Menschen, die aufgrund ihrer Rasse, Religion, Nationalität, politischen Überzeugung oder Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppen verfolgt werden und deshalb gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen
Geflüchtete sind Menschen, die ihre Heimat verlassen haben, weil sie Angst um ihr Leben haben und keine menschenwürdigen Lebensbedingungen mehr erwarten können. Der Begriff beschreibt neutral Personen, die eine Flucht hinter sich haben, verbunden mit der Hoffnung auf Schutz und Sicherheit an einem anderen Ort. Im Gegensatz zum Wort „Flüchtlinge“, das teilweise als abwertend empfunden wird, betont „Geflüchtete“ die Tatsache der Flucht als Teil ihrer Biografie ohne negative Konnotationen. Rechtlich gültig im Asyl- und Aufenthaltskontext ist jedoch meist der Begriff „Flüchtling.
Kritik an dem Begriff „Flüchtling“
Warum „Flüchtling“ weniger genutzt wird: Die Endung „-ling“ wirkt oft abwertend und der Begriff betont Hilflosigkeit. Auch wird kritisiert, dass er Menschen entindividualisiert und die Vielfalt der Fluchtgründe ignoriert. Deshalb bevorzugt man „Geflüchtete“ als neutraleren und inklusiveren Ausdruck.
Geflüchtete als politisches Druckmittel
Staaten und nicht-staatliche Akteure nutzen gezielt die Bewegung oder das Leid von Geflüchteten, um politischen, wirtschaftlichen oder militärischen Druck auf andere Länder auszuüben. Dabei werden Fluchtbewegungen geplant, gesteuert oder lediglich angedroht, um beispielsweise finanzielle Hilfen, politische Zugeständnisse oder innenpolitische Vorteile zu erzwingen. Beispiele sind die Krisen an der Grenze zwischen Belarus und der EU oder der Türkei und Griechenland.
Diese Instrumentalisierung führt häufig zu schweren Menschenrechtsverletzungen, etwa bei Pushbacks, Gewalt an Grenzen oder in überfüllten Lagern. Geflüchtete werden so zu Verhandlungsmasse degradiert, während ihre Schutzrechte oft missachtet werden.
Trotz ihrer Häufigkeit ist diese Praxis weder neu noch einzigartig, sondern eine alte politische Strategie, die heute nur sichtbarer angewendet wird.
Gesellschaftliche Auswirkungen
In Deutschland führt die Instrumentalisierung von Geflüchteten zu einer verstärkten Politisierung der Migrationsfrage und schürt Ängste sowie Unsicherheiten in Teilen der Bevölkerung. Dies begünstigt den Aufstieg rechtspopulistischer und migrationskritischer Parteien, die mit teils radikalen Forderungen das gesellschaftliche Klima verschärfen. Gleichzeitig kommt es zu einer Zunahme fremdenfeindlicher und rassistischer Vorfälle, was das Zusammenleben und die Integration erschwert.
Politische Folgen
Die Herausforderungen durch gesteuerte Migration und die damit verbundene öffentliche Debatte führen zu Verschärfungen in der Asyl- und Migrationspolitik. Es gibt verstärkte Grenzkontrollen, Einschränkungen bei Asylverfahren und Diskussionen um restriktivere Gesetze. Gleichzeitig steht Deutschland vor dem Dilemma, humanitäre Verpflichtungen einzuhalten, ohne von außen politischen Druck über Migration als Waffe ausgesetzt zu werden.
Institutionelle Herausforderungen
Auch Behörden und Hilfsorganisationen sind betroffen. Die strategische Nutzung von Geflüchteten zur politischen Einflussnahme erschwert die Umsetzung von Schutz- und Integrationsmaßnahmen und bindet Ressourcen. Entwicklungshilfe und internationale Kooperationen geraten in den Fokus politischer Forderungen, etwa wenn Aufnahmebedingungen mit finanzieller Hilfe verknüpft werden sollen, was von Organisationen wie Caritas kritisch gesehen wird.
Zusammenfassung
In Deutschland führt die Instrumentalisierung von Geflüchteten als politisches Druckmittel zu gesellschaftlicher Polarisierung, politischer Verschärfung und institutionellen Herausforderungen, während die Menschen hinter der politischen Strategie selbst oft in schwersten Notlagen verbleiben.
Im Projekt XChange
Im Projekt werden die Realitäten von Menschen mit Fluchterfahrungen behandelt. Teilnehmende erzählen von ihren eigenen Fluchterfahrungen oder von den Fluchterfahrungen der Eltern
Erkenntnisse aus der Podiumsdiskussionen
Gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Flucht- und Migrationsgeschichte

Renas hat in der Podiumsdiskussion von XChange zum Thema Teilhabe über seine Erfahrungen gesprochen. Dabei wurde deutlich, dass Teilhabe besonders auf der sozialen Ebene für Geflüchtete zentral ist, um sich ein neues Leben und eine Heimat aufzubauen. Der Austausch zeigte, wie wichtig soziale Anerkennung, Chancengleichheit und ein respektvolles Miteinander für gelingende Integration sind.
Renas Erfahrungen spiegeln die Herausforderungen wider, die viele Geflüchtete in Deutschland erleben, auch wenn sie sich erfolgreich integriert haben. Er kam 2015 aus Syrien, hat seither in verschiedenen Ländern gelebt und sich schließlich in Deutschland eine neue Heimat geschaffen, in der er seine kurdische Identität offen leben kann. Für ihn war Deutschland eine Gesellschaft, in der er Zugehörigkeit gefunden hat, wo er ohne Angst sagen konnte, dass er Kurde ist.
Dennoch fühlt er sich immer wieder nicht vollständig als Teil dieser Gesellschaft akzeptiert. Obwohl er sich integriert hat, erlebt er am Arbeitsplatz und im Alltag, dass er häufig nur auf seine Flucht reduziert wird. Studien zeigen, dass Rassismus und Diskriminierung in Deutschland für Geflüchtete große Hindernisse darstellen. Geflüchtete berichten von abfälligen Bemerkungen, Vorurteilen und Ausgrenzung in Betrieben, Berufsschulen und Behörden, die ihre Integration erschweren und oft zu Psychosomatik und Bildungsabbrüchen führen.
Auch die Forschung zeigt, dass Rassismus im Alltag, etwa in Form von Vorurteilen, Beleidigungen oder Ablehnung, die gesellschaftliche Teilhabe erschwert. Oft werden Geflüchtete im Arbeitsleben für ihre Flucht und Herkunft stereotypisiert, was dazu führt, dass sie nur auf diese Merkmale reduziert werden und nicht als vollwertige Mitglieder angesehen werden. Viele erleben, dass sie in Medien oder im öffentlichen Diskurs stellvertretend für alle Geflüchteten sprechen müssen, was zusätzlichen Druck bedeutet.
Obwohl Renas sich bemüht hat, zu integrieren, bleibt das Gefühl, dass er nicht voll akzeptiert ist. Diese Diskrepanz zwischen Integration und gesellschaftlicher Akzeptanz ist ein zentrales Thema vieler Geflüchteter. Studien und Berichte belegen, dass Alltagsrassismus und strukturelle Diskriminierung weiterhin eine große Belastung darstellen, die das Gefühl der Zugehörigkeit erheblich beeinträchtigen und die gesellschaftliche Teilhabe erschweren.
Wohnen & Quartiersentwicklung

Nayrin arbeitet als Neuropsychologin beim Psychosozialen Zentrum für Geflüchtete Menschen (PSZ) in Düsseldorf e.V. Sie trifft sich einmal pro Woche mit Gruppen Geflüchteter Frauen aus Syrien, um ihre Anliegen zu besprechen. Geflüchtete Menschen erleben während ihrer Flucht und auch in ihren Herkunftsländern oft traumatische Erlebnisse. Viele erhalten jedoch keine Therapie oder psychologische Begleitung, da diese Grundversorgung häufig fehlt.
Die Kürzungen im Bundeshaushalt haben erhebliche negative Auswirkungen auf den sozialen Bereich, was auch Beratungsstellen für Geflüchtete betrifft. Daher ist es besonders wichtig, Beratungsstellen und die Menschen, die diese Arbeit leisten, zu unterstützen. Nayrin berichtet, dass viele geflüchtete Menschen versuchen, „funktionieren“ zu wollen und dabei oft ihre mentale Gesundheit vernachlässigen. Sie erlebt, wie traumatische Erlebnisse Betroffene immer wieder einholen, und versucht mit ihrer Arbeit den Geflüchteten zu helfen. Menschen mit Fluchterfahrungen benötigen daher besondere und anhaltende Unterstützung.
In der Podiumsdiskussion zum Thema Wohnen und Quartiersentwicklung hat Nayrin betont, wie wichtig es ist, dass geflüchtete Menschen bei der Stadtplanung mitgedacht und berücksichtigt werden, um Teilhabe und Integration zu stärken.
Das PSZ Düsseldorf bietet seit 1987 Psychotherapie, Beratung sowie Gruppen- und Sozialarbeit für traumatisierte und psychisch belastete Geflüchtete an. Es unterstützt jährlich mehrere hundert Menschen aus Krisenregionen und fördert zudem Fachkräftefortbildungen zu trauma-, kultur- und asylspezifischen Themen. Getragen wird das Zentrum von einem gemeinnützigen Verein und es ist auf soziale und kulturelle Aspekte fokussiert, um Betroffenen Schutz und Heilung zu ermöglichen
Im Podcast Düsselmosaik
Atlans Geschichte
Als Atlan 2 Jahre alt ist flüchten seine Eltern nach Deutschland. Der Grund ist der Krieg in Tschetschenien. In dieser Folge erzählt uns Atlan, wie es war, in Deutschland aufzuwachsen. Deutschland bietet ihn Chancen, aber auch einige Hürden.
Flucht, Resilienz und Empathie: Nayrin über Neuropsychologie und ihre Arbeit mit Geflüchteten Frauen
In dieser Folge sprechen wir mit Nayrin, die derzeit in Neuropsychologie promoviert und im Psychosozialen Zentrum (PSZ) Düsseldorf mit geflüchteten Frauen, insbesondere aus Syrien, arbeitet. Sie gibt uns tiefe Einblicke in die Herausforderungen und emotionalen Dimensionen des Flüchtens und teilt ihre Erfahrungen aus der Zusammenarbeit mit diesen Frauen. Nayrin erklärt, warum es ihr wichtig ist, der Gesellschaft etwas zurückzugeben und wie sie durch ihre Arbeit einen positiven Beitrag für die Community leisten möchte. Ein inspirierendes Gespräch über Empathie, Resilienz und die Kraft des Engagements.
„Wo sind meine Olivenbäume?“ – Der lange Weg zur Heimat und die Reise des Überlebens
In dieser Folge sprechen wir mit Renas. Renas ist der aus seiner Heimat Syrien geflohen. Auf der Suche nach einem neuen Leben hat er nicht nur die physische Distanz zu seiner Heimat überwunden, sondern auch die emotionale Kluft zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart.
In seinem Buch„Wo sind meine Olivenbäume?“ erzählt Renas von den Herausforderungen, die er auf seiner Reise gemeistert hat – von den schmerzlichen Verlusten bis hin zu den schwierigen Entscheidungen, die täglich getroffen werden mussten, um zu überleben. Dabei geht es nicht nur um das Überqueren von Grenzen, sondern auch um den Verlust von Zugehörigkeit und den Kampf, einen Platz in der Welt zu finden.Diese Folge ist eine Auseinandersetzung mit den Themen Heimat, Identität und der unaufhörlichen Suche nach einem neuen Zuhause. Es ist eine Geschichte über Resilienz, Mut und die ständige Frage, was es bedeutet, irgendwo wirklich zu Hause zu sein.
Hört rein, um mehr über Renas zu erfahren!
Aufwachsen im Krieg: Eine Kindheit im Irak und die Flucht ins Ungewisse
Wie fühlt es sich an, als Kind mitten im Krieg aufzuwachsen? Rote Sterne am Himmel, die keine Sterne sind, sondern Raketen – und der ständige Kampf ums Überleben. In dieser Folge erzählt eine Teilnehmerin, die anonym bleiben möchte, wie der Krieg im Irak ihre Kindheit geprägt hat und wie es war, alles hinter sich zu lassen, um zu fliehen. Vom Überlebenskampf im Kriegsgebiet bis zur ersten Erfahrung von Ruhe, sauberem Wasser und Strom nach der Flucht – eine bewegende Geschichte über Trauma, Resilienz und Hoffnung.
Von Ausgrenzung zur Zugehörigkeit
Amr ist aus Syrien nach Deutschland geflüchtet. Seine Schulzeit war ein Albtraum – nicht, weil er nicht lernen wollte, sondern weil er von seinen Mitschülern nicht akzeptiert wurde. Der Grund: Er sprach kein Deutsch. Eine Realität, die vielen verborgen bleibt – und doch betrifft sie zahlreiche Kinder und Jugendliche mit Flucht und- Migrationserfahrung. In diesem Beitrag spricht Amr offen darüber, wie er gelernt hat, für sich selbst einzustehen, was ihn geprägt hat und warum die Einbürgerung für ihn heute mehr bedeutet als nur ein deutscher Pass. Hört rein und erfahrt, was es heißt, in einem neuen Land nicht nur zu leben, sondern wirklich anzukommen.
Quellen
Flucht | bpb.de: Flucht & GeflüchtetePSZ – Psychosoziales Zentrum für Geflüchtete Düsseldorf
Alltagsrassismus macht Geflüchteten das Leben schwer
Diskriminierungsrisiken für Geflüchtete in Deutschland
Flucht und Migration: Heftige Kritik an Deutschland – DW – 19.05.2025