Integration
Integration bezeichnet den Prozess, in dem Menschen mit Migrationshintergrund soziale, kulturelle und wirtschaftliche Teilhabe in einer Gesellschaft erlangen und dabei gegenseitig Anerkennung und Zugehörigkeit entwickeln.
Definition
Integration bezeichnet einen langfristigen, komplexen und wechselseitigen Prozess, bei dem Menschen mit Migrationshintergrund oder aus anderen Kulturen in eine bestehende Gesellschaft eingebunden werden – rechtlich, sozial, wirtschaftlich, kulturell und politisch. Ziel ist eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ohne Aufgabe der eigenen kulturellen Identität, unter Anerkennung der demokratischen Grundwerte und Gesetze des Aufnahmelandes.
Kernelemente der Integration:
- Soziale Integration:
Einbindung in soziale Netzwerke, z. B. durch Nachbarschaft, Vereine, Freundeskreise oder andere Gemeinschaften. Dabei geht es auch um Akzeptanz und gegenseitigen Respekt.
- Ökonomische Integration:
Zugang zum Arbeitsmarkt, zu Ausbildung, Qualifikation und wirtschaftlicher Selbstständigkeit. Dies ermöglicht finanzielle Unabhängigkeit und gesellschaftliche Stabilität.
- Kulturelle Integration:
Auseinandersetzung mit den Werten, Normen und Lebensweisen der Mehrheitsgesellschaft, wobei auch die Herkunftskultur respektiert werden soll. Ziel ist das gegenseitige kulturelle Verstehen.
- Rechtlich-politische Integration:
Teilnahme an politischen Prozessen, z. B. durch das Erlernen der Sprache, das Verständnis der demokratischen Ordnung, Staatsbürgerschaft oder Wahlrecht.
- Sprachliche Integration:
Der Erwerb der Landessprache ist oft die wichtigste Voraussetzung für Bildung, Beruf, soziale Kontakte und politische Teilhabe.
Wechselseitigkeit des Integrationsprozesses:
Integration ist kein einseitiger Anpassungsprozess. Es wird nicht verlangt, dass Migrantinnen und Migranten ihre Herkunft, Religion oder Identität aufgeben. Vielmehr ist Integration ein gegenseitiger Lernprozess:
- Zuwandernde bemühen sich um Teilhabe und Beteiligung,
- die Aufnahmegesellschaft öffnet Strukturen, baut Diskriminierung ab und fördert gleiche Chancen.
Ziel der Integration:
Das Ziel ist ein friedliches, gerechtes und gleichberechtigtes Zusammenleben aller Menschen – unabhängig von Herkunft, Religion oder Sprache. Integration fördert den gesellschaftlichen Zusammenhalt und verhindert Parallelgesellschaften, Ausgrenzung oder Diskriminierung.
Hauptkritikpunkte am Begriff „Integration“
- Integration wird häufig als einseitiger Prozess verstanden, bei dem von Migrant:innen verlangt wird, sich an eine vermeintlich homogene Mehrheitsgesellschaft anzupassen. Dabei werden strukturelle Ungleichheiten und Diskriminierungen sowie die Verantwortung der Aufnahmegesellschaft meist ausgeblendet. Die „Nichtintegration“ wird oft als individuelles Versagen der Migrant:innen gewertet, ohne die Gesellschaft kritisch zu betrachten.
- Der Begriff impliziert oft eine strukturelle Asymmetrie, da Integration in die herrschende soziale Ordnung erfolgt, wodurch Machtverhältnisse reproduziert werden. Einseitige Anpassungsvorstellungen führen zu Forderungen nach Assimilation, bei der kulturelle Eigenheiten und Vielfalt verloren gehen könnten.
- Integration wird oft als normative Forderung verwendet, die eine „Bringschuld“ bei den Migrant:innen sieht, also dass diese Deutsch lernen und arbeiten müssen. Dies trägt dazu bei, dass Migrant:innen als „die Anderen“ dargestellt werden und die Gesellschaft als homogen unterstellt wird, obwohl sie tatsächlich vielfältig ist.
- Die fehlende klare Definition des Begriffs führt dazu, dass empirische Daten zur Integration nur den Ist-Zustand beschreiben, aber keine qualitative Bewertung des Integrationserfolgs zulassen. Somit ist der Begriff oft diffus und wird populistisch genutzt.
Alternative Ansätze und moderner Gebrauch
Moderne Ansätze verstehen Integration weniger als Einseitigkeit, sondern als offenen, komplexen Prozess, an dem alle Mitglieder der Gesellschaft beteiligt sind und der eine chancengleiche Gesellschaft zum Ziel hat. Es wird versucht, den Begriff von seiner engen Anpassungslogik zu befreien. Manche vertreten die Auffassung, den Begriff „Integration“ ganz zu vermeiden, da er ideologisch stark aufgeladen ist und oft zur politischen Instrumentalisierung dient. Stattdessen wird ein Begriff wie „Inklusion“ favorisiert, der die gleichberechtigte Teilhabe aller betont und die Verantwortung stärker bei der Gesellschaft sieht.
Zusammenfassend ist die Kritik an dem Begriff „Integration“ vor allem, dass er politisch und gesellschaftlich oft einseitig, normativ und ideologisch besetzt ist, was eine differenzierte Diskussion erschwert. Alternativen wie Inklusion oder ein erweitertes Verständnis als gesamtgesellschaftlicher Prozess werden als zeitgemäßere Perspektiven angesehen. Im Bereich von Wissensportalen kann der Begriff dagegen technische Mehrdeutigkeiten und Unschärfen aufweisen, wenn er zu allgemein verwendet wird.
Im Projekt XChange
Im Podcast Düsselmosaik
Naweeds Mission: Unterstützung und Veränderung durch das Ehrenamt
Naweed arbeitet als Psychologe und ist zudem stellvertretender Vorsitzender des Vereins Flüchtlinge Willkommen e.V. Das Ehrenamt ist ihm besonders wichtig, da er damit einen wertvollen Beitrag zur Gesellschaft leisten kann. Der Verein ermöglicht es ihm, das zu tun, was ihm am Herzen liegt: viele Menschen zu unterstützen und die ehrenamtliche Arbeit zu verbessern und voranzutreiben. Mit neuen Ideen und Planungen möchte Naweed positive Veränderungen bewirken. Hört rein, um einen Einblick in seine Arbeit zu erhalten!
Podiumsdiskussion zum Thema „Modernes Verständnis von Integration“
Am 24. April 2025 fand die vierte Podiumsdiskussion zum Thema Integration statt. Ziel war es, persönliche Erfahrungen und unterschiedliche Perspektiven der Teilnehmenden auf Integrationsprozesse sichtbar zu machen.
Folgende Themen standen im Mittelpunkt:
- Integration aus Sicht einer geflüchteten Person:
Erfahrungen mit Ankunft, Diskriminierung sowie Hürden beim Zugang zu Arbeit, Bildung und Teilhabe wurden geschildert. - Integrationsversagen in Deutschland?
Es wurde diskutiert, inwieweit staatliche und gesellschaftliche Strukturen Integration erschweren. - Perspektive der dritten Generation:
Zugehörigkeit wird nicht nur durch Herkunft oder Aufenthaltsdauer bestimmt, sondern vor allem durch gesellschaftliche Anerkennung. - Rechtsextremismus und Integration:
Rassistische Taten wirken sich negativ auf das Sicherheitsgefühl und die Integrationschancen Betroffener aus. - Herausforderungen für ausländische Studierende:
Sprachliche und strukturelle Hürden im Bildungsbereich, insbesondere bei Anerkennung von Abschlüssen und Wohnungssuche, wurden thematisiert. - Rechtliche Rahmenbedingungen:
Aspekte wie Aufenthaltsrecht, Arbeitserlaubnis und Staatsbürgerschaft beeinflussen die Integrationschancen erheblich.
Videoausschnitte aus der Podiumsdiskussion
Meryem – Definiert den Begriff Integration und was es mit Hanaus zu tuen hat
In der Podiumsdiskussion am 24.04.2025 zum Thema ‚Modernes Verständnis von Integration‘ teilt Meryem ihre persönliche Sichtweise. Dabei zieht sie einen Bezug zu den Ereignissen in Hanau und zeigt auf, wie Integration auf verschiedenen Ebenen wirkt und unser gesellschaftliches Zusammenleben beeinflusst. Hier ein kurzer Auszug aus der Podiumsdiskussion.
Renas über seine Integration
Am 24.04.2025 spricht Renas bei einer Podiumsdiskussion über seine Erfahrungen auf der Flucht von Syrien nach Deutschland und darüber, wie Integration in verschiedenen Ländern verlaufen ist.
Wieso wird in Deutschland noch in der 3. Generation über Integration gesprochen? -Tamay
Tamay gehört zur dritten Generation, doch sie wird immer noch gefragt, woher sie wirklich kommt. Sie erzählt, wie sie ihre Identität jahrelang versteckt hat, um nicht aufzufallen und als ‚integriert‘ zu gelten.
Frank über Integrationsversagen
Frank ist Jura Student und spricht darüber, ob es in Deutschland dein Integrationsversagen gibt.
Zayneb über die rechtliche Rahmenbedingungen für migrantische Menschen in Deutschland
Was bedeutet es für Menschen und Menschenrechte, wenn migrantische Menschen Rassismus erleben? Wie kann man rechtlich dagegen vorgehen. Darüber spricht Zayneb bei der Podiumsdiskussion.
Tugba über Studierende aus dem Ausland in Deutschland
Tugba spricht darüber welche Schwierigkeiten ausländische Studierende in Deutschland haben und wieso es was mit Integration zu tuen hat.